Die Fernsicht ist bei klarem Wetter eindrucksvoll. Ob im Norden den Collm, oder im Süden den höchsten Schornstein Europas in Ziegelbauweise in Halsbrücke bei Freiberg, oder aber mit etwas Glück das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig in westlicher Blickrichtung. Als nächster Besitzer des Holländer-Anwesens wird in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts Kurt Hößler genannt. Das Restaurant wurde nun zu einem wichtigen und auch illegalen Treffpunkt der Döbelner Arbeiter - eine Ortsgruppe der SPD soll im Restaurant gegründet worden sein. Mit fortlaufender Zeit wurde es still um das Gasthaus Holländer. Während des Zweiten Weltkrieges nutzte die faschistische Wehrmacht, den Turm zu Beobachtungszwecken. Eigens hierzu wurde das Treppenhaus am höchsten Podest umgebaut, um einen kleinen Raum für ein Doppelstockfeldbett für die Beobachter zu schaffen. Ab 1954 wurde der Aussichtsturm zweckentfremdet. Auf dem Aussichtsplateau errichtete das Post- und Fernmeldewesen der damaligen DDR eine Antennenanlage zum Empfang von Fernsehsendungen in Döbeln und Umgebung. Am 9. März 1962 wurde auf dem Turm an schweren Masten ein Fernsehkanalumsetzer installiert, der einen besseren Fernsehempfang ermöglichte. Ein Besteigen des Aussichtsturmes war seit dieser Zeit nicht mehr möglich. Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde mit der Errichtung eines Empfangsturmes an der Leipziger Straße gegenüber der Tankstelle auch die Nutzung des Holländerturmes als Antennenträger unnötig. Reste aus der Zeit als Antennenturm befinden sich noch immer auf der Aussichtsplattform und haben auch maßgeblich zum jetzigen desolaten Zustand des Turmes beigetragen. Ganz ohne Nutzung ist der Holländerturm seit dem dennoch nicht: Turmfalken haben seit einigen Jahren den Turm für ihre Zwecke entdeckt und nisten mit bemerkenswerter Treue alljährlich in luftiger Höhe. Unter Denkmalschutz stehend und nach mehreren wechselnden Eigentümern befindet sich der Holländerturm nunmehr seit einigen Jahrzehnten in einem Dornröschenschlaf.
unter Verwendung eines Artikels von Günter Friedel in der Döbelner Allgemeinen Zeitung vom 6. Juni 2000
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